Prizzi - charismatische alte Dame in den Bergen.
UNSER AUSFLUG VON MARSALA NACH PRIZZI (Dezember 2019)
Von Corleone aus sind wir am späten Nachmittag noch in das ca. 20 KM entfernte Bergstädtchen Prizzi gefahren. Landschaftlich war die 45minütige Fahrt wieder wunderschön und die Lichtstimmung des Nachmittags ausgesprochen pittoresk. Die für den gleichnamigen Mafia-Klassikers aus den 80er Jahren (Die Ehre der Prizzis) namensgebende Stadt Prizzi begrüßte uns wie eine Grande Dame auf Ihrem Hügel im Lichte des Sonnenuntergangs. Wir hatten Gänsehaut! Prizzi ist keine Hochburg der Mafia-Geschäfte; einige aktive Clan-Mitglieder haben in Prizzi jedoch ihre Wurzeln. Prizzi gehört aber zu den ältesten Siedlungen Siziliens – die Geschichte der Stadt reicht bis in das 8. Jahrhundert v. Chr. zurück.
Festlich geschmückt für die Weihnachtstage erstrahlte die Stadt in einer unheimlichen, fast morbide anmutenden Eleganz. Endlich fanden wir auch wieder geöffnete Gastronomie vor. Ein kleines Café und eine schrill beleuchtete Bar, die beunruhigend einladend aussahen :-)
Da wir das ca. 5.000 Einwohner zählende Städtchen noch vor Dunkelheit besichtigen wollten, machten wir uns aber zunächst durch enge und verwinkelte Gassen auf den Weg zur Oberstadt. Zum Glück hatten wir einen sehr kleinen Mietwagen – selbst damit war die Fahrt an so mancher Hauswand vorbei ausgesprochen abenteuerlich.
Oben angekommen, konnten wir die Bewohner Prizzis beim Gang zur Messe in die Chiesa del S. S. Crocifisso beobachten. Mutig wagte ich einen Blick in das kleine Kirchlein aber zog mich zügig auch wieder zurück – ist doch ein komisches Gefühl, wenn einen zig Menschen anstarren und ALLE genau wissen, dass man nicht von hier ist und in Ihren Augen geschrieben steht „Was will die Fremde hier?“.
Wir wandelten noch ein bisschen durch die kleines Gässchen der Oberstadt und genossen den tollen Ausblick über die Weiten des Berglandes. Traumhaft! Alleine dafür hatte sich die lange Fahrt mehr als gelohnt.
Mit Einbruch der Dunkelheit fuhren wir wieder „bergab“, schnurstracks zur Kirmes ähnlich beleuchteten Bar. Wir hatten echt Durst!
Beim Betreten der Bar wieder dieser stille Moment – alle Augen waren auf uns gerichtet und diese Augen sprachen: „Fremde!?“. Die nette Dame hinter der Bar sprach uns auf prima englisch an und fragte ob wir was trinken wollten. Erstaunt bestellten wir der Einfachheit halber 2 Bier, die wir uns dann aus einem zentral in der Bar aufgestellten Kühlschrank nehmen konnten. Jetzt waren wir Einwohner Prizzis! ;-)
Wie schon in Corleone, nahm man dann keinerlei Notiz mehr von uns. Die Menschen plauschten wild gestikulierend, Jugendliche spielten Billard und eine Gruppe alter Männer waren in ein Kartenspiel versunken. Eine tolle Szenerie, die uns noch lange in Erinnerung und im Herzen bleiben wird.
Alla prossima, Prizzi!