„Wo die Menschen Cidre im Blut
und Esprit in der
Seele haben!“

CALVADOS - NORMANDIE (2018/2019)

Stolz sind sie, die normannischen Obstbauern! Hier schlägt das Herz, anders als in vielen bekannten Regionen Frankreichs, nicht für Wein sondern für den Apfel! Und die Nordfranzosen zeigen imposant, was man aus dem Traditions-Obst alles herstellen kann. Besonders die Region Calvados ist berühmt für den gleichnamigen hochprozentigen Apfelbrand, den süffigen Pommeau (eine Art Sherry aus Äpfeln) und den prickelnden Cidre (Apfelmost). Am besten kauft man die feinen Getränke direkt bei den Bauern/Erzeugern. Fast überall in der Region findet man an jedem vierten Hof ein Schild „Cidre et Calvados - gôuter à la ferme“ – es weist darauf hin, dass man hier verkosten und kaufen kann.

Wissenswertes: je länger der Calvados im Fass reift, desto intensiver werden Aroma und Farbe. Durch die oxidierende Wirkung der Luft im Reifekeller nimmt er geschmacklich einen weichen Weinbrand-Charakter mit Apfelaroma an. Ein sechs Jahre in Eichenfässern gereifter „Apfelcognac“ gehört zur Spitzenklasse. Junger Calvados dagegen ist herb-fruchtig.

Als „Garten gleich hinter Paris“ wird die Region Calvados auch gerne bezeichnet und das trifft es eigentlich ganz gut. Die Landschaft ist geprägt von üppigen Apfelplantagen, pittoresken, oft Reetdach gedeckten, Fachwerkhäusern, Villen und Anwesen (Manoirs) und einer abwechslungsreichen Küste.

Kulinarisch ist die Region neben Calvados, Pommeau und Cidre auch bekannt für Rahm und Butter aus Isigny sowie die Käsesorten Livarot und Pont l’Evêque.

Sehenswert – die Côte Fleurie (Blumenküste). Entlang der Küste, zwischen Honfleur und Cabourg, erlebt man den Glanz der „Belle Epoque“.

Wenn man über die berühmte Brücke „Pont Normandie“ über die Seine die Region Calvados erreicht und direkt dahinter, in Honfleur, von der Autobahn Richtung Küste fährt, ist man schon das erste Mal geplättet von so viel Schönheit. Mit allen Sinnen atmet man hier Eleganz, Stil und Lebensart. Die Küste ist gesäumt von den mondänsten und geschichtsträchtigsten Seebädern der Normandie: Deauville, Trouville, Houlgate und Cabourg. Sie sind bis heute angesagte Hot-Spots der Pariser High-Society. Der Laufsteg der Schönen und Reichen sind die, in Deauville mit weißen Planken - die „Planches“ - versehenen Strandpromenaden, und die feinen, breiten Sandstrände.

Eine Fahrt entlang der Côte Fleurie, von Honfleur nach Cabourg, gleicht einer Zeitreise durch die Belle Époque. Im Zweiten Kaiserreich folgten reiche Pariser den Schwärmereien des Künstlers Alexandre Dumas, der 1829 erstmals seine Ferien im verschlafenen Fischerdörfchen Trouville verbrachte. Innerhalb weniger Jahre verwandelten sich Trouville und Houlgate zu Seebädern mit Stil. Deauville entstanden in Folge der großen Nachfrage ab 1860 auf dem Reißbrett. Es wurde das Nizza reicher Pariser und internationaler Filmgrößen, Schriftsteller und Künstler. Liebevoll wurde es das „21. Arrondissement“ von Paris genannt und man kultivierte den mondänen Lebensstil der Hauptstadt: chic, edel, teuer. Zeugen dieser Zeit sind noch heute die Badekabinen berühmter Stars wie Kirk Douglas, John Malkovich, Glenn Close, Lauren Bacall, Burt Lancaster oder sogar Robbie Williams.

Tagsüber pflegte man gesellschaftliche Treffen oder widmete sich der Haute-Couture Boutiquen und abends amüsierte man sich bei Austern und Champagner in den Casinos und Luxushotels.

Bis heute reist die Prominenz an die Côte Fleurie. Zum Festival des amerikanischen Films glänzt Deauville mit einem breiten Aufgebot internationaler Stars und Sternchen; beim Großen Preis von Deauville werden alljährlich Multimillionäre und Pferdenarren der Königs- und Adelshäuser an der Rennbahn gesichtet. Auch der Handel mit den wertvollsten Pferden der Welt findet hier alljährlich statt - ein paar 100.000 Euro spielen für die arabischen Scheichs und die internationale Prominenz dabei keine Rolle. Manch ein edles Pferd wechselte auch schon für weit über 1 Million Euro den Besitzer. Mehr als 80.000 Händler, Züchter, Jockeys und Käufer bevölkern dann das mondäne Seebad, lassen im Casino die Roulettekugel drehen und dinieren in den Nobelrestaurants von Deauville und Trouville.

KULINARISCHE HOCHBURG Côte Fleurie und Pays d'Auge (das Hinterland des Calvados)
Es gibt wohl wenige Regionen auf der Welt, wo man solch eine Dichte an kulinarischen Hochgenüssen und Bilderbuch artig herausgeputzte Städtchen und Dörfchen findet. Ihr denkt ich übertreibe? Dann fahrt selbst mal hin ;-)

In der Region Calvados sind unzählige Sterne-Restaurants sowie erstklassige, ehrliche und bodenständige Gastronomie-Besitzer, die handwerklich perfekte und kreative Hochgenüsse anbieten, beheimatet. Wie wäre es mal mit Salzlamm an Zitrone mit Frühlingsgemüse oder „Pigeonneau au Cidre“ – Täubchen mit Calvados flambiert an einer Cidre-Sauce? Aber auch rustikale Bauerngasthöfe, kleine Bistros, Manufakturen, Spezialläden für Käse, Rillettes, Milchprodukte, Kräuter und Salz, Gebäck und Schokolade und natürlich Cidre, Calvados & Co sind Inspirationen für die Lebensart der Normannen.

Wer die kulinarische Bandbreite des Calvados gerne auf einem Fleck erleben will, sollte einen der vielen Wochenmärkte besuchen. In den charmanten Kleinstädtchen, die ihre Besucher mit einem reichen Schatz an wunderschönen historischen Gebäuden sowie einer Vielzahl kleiner Geschäfte und Restaurants bezaubern, findet fast täglich einer der vielen Märkte der Region statt. Wer noch unschlüssig bei der Auswahl der richtigen Produkte ist, wird charmant zum Probieren animiert.

Fun-Fact! Kennt ihr das „normannische Loch“? In einigen Feinschmecker-Restaurants der Normandie kennt und zelebriert man es noch – das „trou normand“ - das normannische Loch. Er stammt aus Zeiten, als es weder Trennkost noch Schlankheitsideale oder LowCarb Bewegungen gab. Um dem Magen bei der Verdauung der deftigen normannischen Küche behilflich zu sein, floss zwischen den einzelnen Gängen reichlich Calvados. Heute wird für das „trou normand“ eher ein Calvados-Sorbet serviert.

Calvados wird ansonsten als Digestif getrunken. Auch in Bars steht er meist auf der Karte. Beim Kochen wird der hochprozentige Apfelbrand gerne zum Flambieren oder zum Verfeinern von Saucen verwendet.

Mode an der Blumenküste - Coco Chanel & Co.
In der Normandie wurden zahlreiche Kino-, TV- und Werbefilme gedreht. Für Coco Chanel diente die Côte Fleurie mehrfach als Kulisse. Hier sind ihre Wurzeln und hier eröffnete sie 1913 ihre erste Boutique. Heute findet man auf den elegant gepflegten Boulevards der Innenstadt von Deauville und Trouville so ziemlich alle berühmten internationalen Designer mit ihren Boutiquen und Flagship-Stores. Ein „Who-is-Who“ der Modeszene, wie man es sonst nur von Mailand, Rom oder Paris kennt…

In Honfleur findet man hingegen eine Vielzahl kleiner, Label unabhängiger, Boutiquen, Ateliers und Spezialgeschäfte. Eine Stadt fürs Herz und für die Seele (auch wenn sie manchmal etwas mit Touristen überlaufen ist…).

Ein paar sehenswerte Städtchen in der Region Calvados.
An der Küste:
Honfleur - Fischer-Städtchen, charmante Gassen und Wiege des Impressionismus. Das Juwel der Normandie. Mein persönlicher Favorit!

Pont d’Eveque - Die Puppenstube für feinen Käse.

Deauville und Trouville - Das Nizza des Nordens: Mode, Hollywood-Prominenz & Savoir-Vivre.

Cabourg und Houlgate- Pferderennen und mondäne Seebäder mit herrlicher Architektur der Belle Epôque.

Quistreham- Traumstrand, Pferde und Atlantikwall-Museum.

Arromanches-les-Bains - Sandstrand, Lebensart und strategisch wichtiger Landungsstrand der Alliierten 1944.

Im Landesinneren:
Lisieux - Stadt der Heiligen und der geistlichen Sehenswürdigkeiten.

Caen - Die Hauptstadt des Calvados: Universitätsstadt mit 1000jähriger Geschichte und geschichtsträchtiger Ort der Befreiung der Normandie durch die Alliierten und damit des Endes des 2. Weltkriegs. Wunderschöne Altstadt!

Bayeux - Die Geschichte von Wilhelm dem Eroberer auf dem berühmten Teppich von Bayeux, Zentrum der Geschichte der Befreiung der Aliierten im 2. Weltkrieg und eine unzerstörte, sehenswerte Altstadt.

MÄRKTE

Die Normandie ist, wie Frankreich generell, bekannt für die Vielfalt an Wochenmärkten. Hier kann man die Herzlichkeit der Normannen in allen Facetten erleben! Besonders in den zahlreichen kleinen Orten der Regionen Calvados und La Manche findet eigentlich an jedem Wochentag mindestens ein Markt statt. So kann man immer frisch und qualitativ hochwertig einkaufen und dabei die unterhaltsamen Szenen des Marktlebens beobachten.

Kleiner Hinweis: in Frankreich sind Essen und der Einkauf von Lebensmittel ein fester und ausgesprochen wichtiger Bestandteil des Lebens. Man nimmt sich viel Zeit dafür und so mancher Einkauf von ein paar Stück Käse oder die Auswahl der richtigen „Poulet“ (Hühnchen) kann schon eine wissenschaftliche Doktorarbeit werden. Auch dienen gerade die Markt-Einkäufe wesentlich dem gesellschaftlichen Austausch. Anders als bei uns kann sich ein Einkauf schon mal über eine Stunde oder länger ziehen. Genießt es! ;-)

Auf den Märkten werden hauptsächlich regionale und lokale Produkte, oft von den Erzeugern/Farmern selbst, angeboten. So bekommt man unvergleichlich frischen Fisch und Meeresfrüchte, Obst und Gemüse, hausgemachten Cidre, Calvados und Pommeau, Käse in allen nur erdenklichen Varianten (Achtung: Franzosen lieben sehr gut gereifte Käse, die für uns geschmacklich manchmal etwas gewöhnungsbedürftig sein können!). Außerdem findet man eine bunte Auswahl an Haushaltswaren, Spielsachen, Kleidung und – ein ganz besonderes Erlebnis – frisch gegrillte Hähnchen, Schweinebraten (Poulet rôti, rôti de porc), Pommes oder die fettigen aber beliebten Würste „Andouille/Andouillette“. Diese Würste bestehen fast ausschließlich aus Innereien, Därmen/Mägen vom Schwein und sind geschmacklich und geruchlich eine echte Herausforderung…!

ÜBERNACHTEN
Anders als in vielen anderen Regionen Frankreich, oder an der holländischen/belgischen Küste, findet man in der Normandie quasi keine „Hotel-Bunker“. In den Städten und Städtchen des Calvados gibt es aber ein breites Angebot an touristischen Übernachtungsmöglichkeiten. Je nachdem wo man sucht, kann man sehr besondere „Gîtes“ (Herbergen) finden. Zum Beispiel in einem alten Schloss oder Herrenhaus, einem Gestüt oder einer alten Mühle!
Man findet fast überall ein sehr schönes und umfangreiches Angebot an Ferienhäusern und -wohnungen oder Camping-Plätzen. Fast alle Ferienhäuser haben einen Garten – oftmals sind die Grundstücke sogar parkähnlich groß! Hunde sind bei vielen Vermietern willkommen. Je nach Saison, Lage und Ausstattung kostet ein Ferienhaus für 4 Personen ca. 90-150 EUR/Nacht.

Calvados Impressionen